Neubau Bücherei der Gemeinde Lensahn
Die „alte“ Bücherei in Lensahn soll abgerissen werden. Ein neu geformter Baukörper wird fast an gleicher Stelle, jedoch mit größerer Distanz zum Rathaus positioniert und durch eine Brücke mit diesem verbunden. Das Gebäude ist in der Materialität in der Tradition des Ortes mit Klinker in changierenden, rötlich, braun- grauen Tönen geplant. Seine Architektur entwickelt sich aus dem Raumprogramm und dem baulichen Kontext neu.
Die Bücherei ist so auf dem Grundstück angeordnet, dass zwischen Ihr und dem Rathaus ein kleiner Platz entsteht, der mit verschiedenen sozio-kulturellen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Nutzung des Neubaus, aber auch unabhängig davon, - für einen Markt, ein Fest - genutzt werden kann. Die Erschließung der Bücherei erfolgt über die Sundstraße, ein Vorplatz mit leicht geneigten Wegen erlaubt die Überwindung des Höhenunterschiedes von Straßen- (ca.+11.90m ü. NHN) zu Zugangsniveau (+14.48m ü.NHN). Eine Sicht- und Wegverbindung zum Kirchgarten liegt dabei im Blick, ebenso wie der neu gesetzte Baum auf dem Platz in dem ansonsten harten Pflaster. Die vorhandenen Bäume auf der West-, wie die Straßenbäume auf der Ostseite bleiben erhalten.
Die Kubatur der Neuen Bücherei entwickelt sich um ein langgestrecktes, mittig liegendes, natürlich durch Dachverglasungen belichtetes Atrium, das die beiden Gebäudeebenen visuell verbindet, den Nutzern bei der Orientierung hilft und ein wirksames und einfaches Lüftungskonzept ermöglicht.
Der Zugang zum Haus erfolgt über das abschließbare Foyer mit Treppenhaus, Wartebereich und Aufzug als zentraler Erschließung. Unmittelbar angrenzend und visuell verbunden liegt im EG die Bücherei mit Lesehalle, Information und Ausleihe. Über den Platz hinweg befindet sich ein barrierefrei erreichbarer Zugang zum Rathaus.
Die Bücherei bietet für Ihre Nutzer unterschiedliche Aufenthaltsbereiche an. Diese sind auf leicht versetzten Höhenniveaus, die jeweils ebenerdig an das Außengelände anbinden, angeordnet und über flache Rampen/ wenige Stufen wie eine Landschaft miteinander verbunden. Eine lange, fest eingebaute Bücherwand reicht einmal quer durch das Haus von dem im Osten, zur Stadt reichenden Lesecafé mit mobiler Teeküche, am Atrium mit Leseinsel mit wechselnder Bespielung vorbei, bis nach Westen, mit dem Kinderbereich mit Blick in den Kirchgarten und vorgelagerter „Lernterrasse“. Der nach Süden ausgerichtete Teil der Bücherei ist flexibel möbliert und kann entsprechend auch für Vorträge oder Filmabende genutzt werden. Im Erdgeschoss befinden sich auch das Archiv und die von außen zugänglichen Bereiche Jugendtreff, Verfügungsraum und barrierefreies WC.
Die Volkshochschule, der Multifunktionsraum und die sozialen Dienste befinden sich im Obergeschoß. Vor dem Multifunktionsraum ist der um das Atrium laufende Erschließungsbereiche aufgeweitet, um einzuladen, zur informellen Begegnung. Die fest eingebaute Teeküche kann geöffnet und temporär zur Bar umgenutzt werden. An den Kern angebunden befindet sich die Brücke zum Rathaus.
Das halboffene Parkdeck im Norden des Gebäudes wird ebenerdig von der Sundstraße erschlossen. Dort befinden sich 17 Pkw-und 16 Fahrradstellplätze, die Drogenhilfe, der Müllraum und die Haustechnik. Eine Verbindung an den Keller des Rathauses ist denkbar.
Der Neubau ist so geplant, dass eine Sanierung/ Modernisierung des Rathauses stattfinden kann, ohne den Betrieb in der Neuen Bücherei zu stören. Sämtliche Nutzungsbereiche sind barrierefrei erreichbar. Die im Bereich der Brücke im Rathaus entfallenden WC`s werden im Treppenhaus der Bücherei neben dem Fahrstuhl angeordnet. Der im EG nachträglich geforderte zusätzliche Raum wird im 1.OG des Rathauses auf der Westseite ergänzt.
Die Bücherei ist in zwei Brandabschnitte (Parkdeck, Bücherei) getrennt. Beide Brandabschnitte verfügen jeweils über mindestens zwei bauliche Entfluchtungsmöglichkeiten an einander entgegenliegenden Gebäudeseiten.
Konstruktion, Nachhaltigkeit, Haustechnik. Parkdeck und Erschließungskern werden aus Stahlbeton errichtet. Außenwände bestehen aus Ziegeldämmsteinen, die mit Riemchen oder einer Ziegelvorhangfassade bekleidet werden. In Teilen ist ein eingefärbter Putz geplant. Das weitere Tragwerk, Decken und Dach werden als sichtbare Holzkonstruktion ausgebildet. Innenwände sind als leichte Konstruktionen gedacht, um spätere Umbauten zu erleichtern. Fenster werden aus Holz mit Schiebe- oder Öffnungsflügel hergestellt. Fenster in den Versammlungsräumen erhalten eine größere Rahmentiefe, sodass diese als Sitzbereich dienen. Südorientierte Fenster erhalten eine außenliegende Verschattung/ Blendschutz. Die großen nach Süd orientierten Dachflächen werden mit PV-Modulen belegt. Der Strom wird zum Betrieb einer geothermischen Anlage und weiterem hausinternen Verbrauch genutzt. Die geothermische Anlage stellt im Winter die erforderliche Wärme bereit. Bei Bedarf kann Sie im Sommer zur Kühlung genutzt werden. Über öffenbare Oberlichter in den Fenstern wird im Sommer die kalte Nachtluft eingezogen und über natürliche Strömung über das Atrium abgeleitet. Im Winter oder bei starker Belegung der Räume wird der nötige Luftwechsel über eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung realisiert. Das verbessert die Luftqualität und reduziert Lüftungswärmeverluste.
Projektteam
A. Henrion-Pfeiffer, O. Vanek, R. Pfeiffer